Politik im (Real-)Labor? Partizipative und experimentelle Politikberatung auf dem Prüfstand
WZB-Mercator Forum Wissenschaft und Politik 2017
Angesichts von komplexen Herausforderungen wie Klimawandel, Armut, Migration oder Digitalisierung, beobachten wir einen Wandel in der Politikberatung. Experimentelle Arrangements wie Reallabore, Living Labs oder Policy-Experimente gewinnen an Bedeutung. Diese sollen Räume bieten, in denen Akteure aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft Lösungen für gesellschaftliche Großprobleme gemeinsam entwickeln, testen und auch auf ihre Anwendbarkeit in anderen Kontexten überprüfen. Schon seit langem haben sich jenseits des Modells klassischer Politikberatung partizipative Austausch- und Koordinationsformate, wie transdisziplinäre Plattformen, sowie Multi-Stakeholder-Foren etabliert, die das Erfahrungswissen und die Positionen heterogener Akteure zusammenbringen.
Wie bereits das WZB-Mercator Forum 2016 gezeigt hat, sind mit diesen neuen Modi der Wissens- und Entscheidungsproduktion vielfältige Hoffnungen und Versprechen auf handlungsrelevantes und zugleich demokratischer generiertes Wissen verbunden; ihr tatsächlicher Mehrwert und Beitrag für eine wirksame und partizipativ-demokratische Bearbeitung komplexer Probleme ist jedoch nicht klar bzw. umstritten. Also ist es an der Zeit für eine Bestandsaufnahme der ‚real existierenden‘ Reallabore. Nur dann kann auch beurteilt werden, ob es sich hierbei um eine „Modewelle“ handelt oder um einen echten Paradigmenwechsel. Und nur dann können auch Vergleiche zwischen diesen experimentellen Formen der heterogenen Wissensproduktion und anderen partizipativen Expertensettings, wie transdisziplinäre Plattformen und Stakeholder-Foren, sowie wechselseitige Lehren gezogen werden.
Vor diesem Hintergrund verfolgt das diesjährige WZB-Mercator Forum drei Ziele: Erstens bietet es einen Diskussionsraum für eine Bestandsaufnahme dieser Entwicklung und damit eine Gelegenheit für Akteure aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft, sich zu den Chancen, aber auch zu den Grenzen einer ‚Experimentalisierung der Gesellschaft‘ austauschen. Zweitens sollen die hieraus gewonnenen Erkenntnisse über Reallabore mit anderen Formaten partizipativer Expertise verglichen und für eine kritische Reflektion der zunehmenden Bedeutung partizipativer Wissens- und Entscheidungsproduktion fruchtbar gemacht werden. Drittens sollen konkrete Handlungsoptionen für die Gestaltung von Reallaboren und transdisziplinärer Expertise entwickelt werden.